Bauchspeicheldrüsenkrebs

Bauchspeicheldrüsenkrebs

Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)

Früherkennungsuntersuchungen, wie sie für manche Tumorerkrankungen (z.B. Brustkrebs oder Darmkrebs) möglich sind, gibt es für Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht. Oftmals wird die Diagnose erst gestellt, wenn deutliche Beschwerden (z.B. Schmerzen, häufig im Rückenbereich, Übelkeit, Gelbsucht, Gewichtsverlust) vorliegen. Die Erkrankung kann dann schon fortgeschritten sein, sodass bereits Metastasen vorhanden sind. Der häufige Einsatz von Ultraschalluntersuchungen (Sonographie) mit modernen Geräten, manchmal aufgrund ganz anderer Fragestellungen, führt aber immer häufiger zur Diagnosestellung in einem frühen Krankheitsstadium. Damit verbessern sich die Heilungschancen.

Die Bauchspeicheldrüse ist ein wichtiges Organ. Sie produziert täglich ca. 1,5 Liter Sekret, dass Verdauungsenzyme (Proteasen, Amylase und Lipase) enthält und an den Zwölffingerdarm abgegeben wird. Man bezeichnet dies als exokrine Funktion. Sie produziert außerdem die Hormone Insulin und Glukagon. Diese kontrollieren den Blutzuckerspiegel und sind für den Stoffwechsel der Fette und Proteine lebenswichtig (endokrine Funktion).

Ein erhöhtes Risiko an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken haben Raucher und Menschen, die an einer Zuckererkrankung oder chronischer Bauchspeichelentzündung (dies ist oft bei übermäßigem Alkoholkonsum der Fall) leiden. Auch kann eine genetische Erkrankung die Ursache sein (hereditäre Pankreatitis). Familiäre Vorbelastung erhöht das Risiko zu erkranken.

Besteht ein Krankheitsverdacht werden Laboruntersuchungen, Ultraschall, Computertomographie (CT), Kernspintomographie (MRT), Spiegelung der Bauchspeicheldrüse und Gallengang (ERCP) oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET-CT) je nach Fragestellung durchgeführt. Ziel ist es, die genaue Ausdehnung der Erkrankung zu erfassen, um eine Behandlung zu planen.

Ist die Diagnose gestellt, sollte ein ausführliches Gespräch in Ruhe und ohne Zeitdruck stattfinden. Meist ist der Tumor schon über längere Zeit gewachsen und eine „notfallmäßige“ medizinische Behandlung nicht erforderlich. Wohl aber besteht eine „seelische Notfallsituation“ durch die Konfrontation mit der potentiell lebensbedrohlichen Erkrankung. Die Entscheidung, welche Therapie ihrer persönlichen Situation angemessen ist, erfordert eine umfassende Information und Aufklärung durch den Behandler.

Die Ausdehnung der Erkrankung wird durch das TNM-Stadium beschrieben (T = Größe. N = Lymphknoten, M = Metastasierung) beschrieben. Das Grading G1-G4 gibt Hinweis auf das Wachstumsverhalten von Tumorzellen. Die Bestimmung anderer prognostischer Faktoren (Biomarker) gewinnt dabei mehr an Bedeutung, da eine Behandlung dadurch zielgerichteter erfolgen kann.

Die Operation ist oft sehr umfangreich (Whipple-OP). Ziel ist es, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen. Bei der Operation müssen oft Magen(anteile), Gallenblase, Zwölffingerdarm, Lymphknoten und Milz mit entfernt werden. Dadurch ist es verständlich, dass der Heilungsverlauf längere Zeit in Anspruch nimmt und es zu einer Beeinträchtigung der Verdauungsfunktion kommen kann. Es kann sich eine Zuckerkrankheit entwickeln und fehlende Verdauungsenzyme müssen dauerhaft ersetzt werden. Nach Entfernung des Magens treten häufig Dumping Beschwerden (Kreislaufreaktion, Blutzuckerabfall) auf. Kann der Tumor nicht ganz entfernt werden, kann eine Operation trotzdem sinnvoll sein um z.B. eine Gelbsucht zu behandeln.

Eine Chemotherapie kann neoadjuvant vor einer geplanten Operation erfolgen, um den Tumor zunächst zu verkleinern oder adjuvant (ergänzend) nach einer Operation durchgeführt werden, wenn das Rückfallrisiko als hoch eingeschätzt wird. Eine palliative (lindernde) Chemotherapie kommt zu Einsatz, wenn der Tumor aufgrund seiner Größe zu Beschwerden und Komplikationen führt. Zum Einsatz kommt das Zytostatikum Gemcitabin. Andere wirksame Zytostatika sind 5-FU, Oxaliplatin und Irinotecan. (siehe Patienteninformation „Chemotherapie“)

Eine Strahlentherapie wird nur selten eingesetzt. Eine neue Substanz zur Behandlung des Pankreaskarzinoms ist das Medikament Erlotinib (Tarceva®). Seit 2007 ist es zur Behandlung zugelassen. Es ist ein Tyrosinkinasehemmer, das heißt, es blockiert durch Hemmung dieses Enzyms die Signalübertragung in der Tumorzelle. Wachstumsfördernde Impulse werden nicht weitergeleitet. Erlotinib wird in Kombination mit Gemcitabin eingesetzt. Die Einnahme erfolgt als Tablette. Die häufigsten Nebenwirkungen sind ein Akne-ähnlicher Hautausschlag (Rash) und Durchfall. Die gleichzeitige Anwendung von bestimmten Schmerzmitteln (nicht-steroidale Antiphlogistika) kann zu Magen-Darm-Perforationen führen.

Neue Behandlungen werden in Studien angewendet. Hierzu gehört der Einsatz eines Impfstoffes VXMO1, der das Immunsystem stimulieren soll, um Blutgefäße des Tumors anzugreifen und zu zerstören. Damit ist die Nährstoffversorgung des Tumors unterbunden und ein weiteres Wachstum eingegrenzt. MORAb-009 ist ein monoklonaler Antikörper und Mesothelin Hemmstoff (siehe Patienteninformation „Antikörper“) und kommt ebenfalls zum Einsatz.

Die palliative Therapie des Pankreaskarzinoms hat zum Ziel, Beschwerden zu lindern, das weitere Tumorwachstum zu hemmen und die Lebensqualität zu erhalten. Komplikationen, wie z.B. Gelbsucht können durch eine Ableitung (Stent) behoben werden. Eine angepasste Schmerztherapie (siehe Patienteninformation „Schmerztherapie“) ist erforderlich. Mit modernen Konzepten der Schmerzbehandlung lassen sich Beschwerden erfolgreich behandeln.

Die Nachsorgeuntersuchungen beim Bauchspeicheldrüsenkrebs umfassen Anamnese, Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren (z.B. Ultraschall, CT, MRT, PET-CT) in regelmäßigen Abständen.

Behandlung des Pankreaskarzinoms in der Habichtswald Reha-Klinik

Anschlussheilbehandlung/Rehabilitation ist gerade nach Operation eines Pankreaskarzinoms angezeigt. Die Diagnose und Behandlung stellen eine große psychische Belastung für Patient und Angehörige dar.

Unsere therapeutischen Angebote tragen gemeinsam zur Wiedererlangung der Einheit von Körper, Geist und Seele bei (Ganzheitliche Medizin).

Ziele sind:

  • Gezielte Behandlung von Funktionsstörungen
  • Wiederherstellung der psychischen und physischen Leistungsfähigkeit
  • Wiedereingliederung in Familie, Gesellschaft und Berufsleben

Ein Aufenthalt in unsere Klinik kann ebenfalls angezeigt sein, wenn medizinischer Beratungsbedarf bzgl. therapeutischer Entscheidungen besteht. Dies kann ambulant als second opinion oder im stationären Rahmen erfolgen. Bei fortgeschrittener Erkrankung führen wir eine palliative Therapie durch. Die Verbesserung des physischen und psychischen Befindens trägt wesentlich dazu bei, Strategien zu entwickeln die Erkrankung anzunehmen und dabei eigene Ressourcen zur Tumorabwehr oder Tumoreindämmung zu nutzen.

Besteht die Indikation zu einer Chemotherapie kann diese bei uns erfolgen (siehe Patienteninformation „Chemotherapie“).

Komplementäre Therapien können indikationsbezogen zum Einsatz kommen (z.B. naturheilkundliche Behandlungen wie Phytotherapie, Orthomolekulare Medizin, Enzyme, immunstimulierende Behandlungen, Homöopathie, TCM). Therapienebenwirkungen können durch begleitende unterstützende Therapien gemindert werden. Gerade der Wunsch nach naturheilkundlicher Behandlung kann auch verunsichern, da es viele Vorschläge und Betrachtungsweisen zur Behandlung gibt. Das Angebot „Alternativer“ Therapien ist unendlich groß und der Patient oftmals überfordert, die Wirkweise zu überblicken. Hier beraten wir Sie seriös über Möglichkeiten und Grenzen dieser Verfahren.

Unsere Therapiekonzepte sind individuell gestaltet. Sie zielen nicht nur auf die Zerstörung des Tumors ab, sondern stärken körpereigene Kräfte und fördern Gesundung (Salutogenese).

Sollte bei der Operation auch die Milz entfernt worden sein, muss auf vorbeugende Impfungen gegen bakterielle Infektionen (durch Pneumokokken, Hämophilus) geachtet werden. Es kann auch zu einer Vermehrung der Blutplättchen kommen.

Die Operation führt aufgrund der veränderten Anatomie im Verdauungstrakt zu vielfältigen Störungen. Die eingeschränkte Nahrungsaufnahme und insbesondere Nahrungs-Verwertungsstörungen führen häufig zu Gewichtsabnahme und tragen zu Schwäche und Erschöpfung bei. Hinzu kommt Appetitlosigkeit und Übelkeitsgefühl. Nährstoffmangel führt zu einer Verschlechterung von Wundheilung und Regeneration.

Übelkeit, Erbrechen und Obstipation können gezielt gut behandelt werden. Der individuelle Energiebedarf wird ermittelt. Eine spezielle Gewichtsmessung, BIA-Messung, gibt Aufschluss über Wasserhaushalt, Muskelmasse und Fettverteilung. Ein dosiertes Bewegungstraining und Förderung der Muskelkraft durch angepasstes Krafttraining wirken sich auf den Stoffwechsel stimulierend aus. Neben der Ernährungstherapie mit Anpassung der Nahrung an die persönliche Situation (Siehe auch Patienteninformation „Ernährung bei Krebs“) spielt auch die Ernährungspsychologie eine große Rolle. Die Zubereitung und Einnahme der Nahrung hat Einfluss auf unser seelisches Befinden. Stress während der Nahrungsaufnahme führt zu einer schlechteren Leistungsfähigkeit aller Systeme, die an der Nahrungsverwertung beteiligt sind.

Die Problematik der Ernährungsstörung muss also individuell erfasst werden. Die Auswahl der Nahrungsmittel muss der Stoffwechselsituation angepasst werden (metabolisch adaptierte Kost). Es erfolgt eine einfühlsame Ernährungsberatung und Begleitung durch Arzt und Diätassistenten. Eine bestehende endokrine und exokrine Schwäche der Bauchspeicheldrüse muss behandelt werden. Verdauungsenzyme sollten ersetzt und Stoffwechselstörungen (Zucker) behoben werden. Nahrungskonzentrate oder energiereiche Nahrungszusätze können verwendet werden. Eine unterstützende Ernährung über die Vene (parenteral) muss manchmal erfolgen.

Es kommen aus dem Bereich der Krankengymnastik konditionsbildende und muskelkräftigende Trainingstherapien zum Einsatz. Sport und Bewegung mit einem ausgewogenen Trainingsprogramm können zur Besserung des Fatigue-Syndroms beitragen und einer Osteoporose entgegenwirken. Studien belegen, dass Sport und Bewegung das Rezidivrisiko vermindern kann. Aus dem Bereich der Physiotherapie/Massage können neben klassischen Verfahren auch Reflexzonenbehandlungen (Fußreflexzonenmassage, Akupunktmassage nach Penzel) zur Funktionsverbesserung zum Einsatz kommen. Anwendungen wie Bewegungsbäder in der angegliederten Kurhessentherme oder Kneipp-Therapien und stoffwechselaktivierende Wasseranwendungen verbessern die Regulation und tragen zur Verbesserung des Befindens bei.

Ein Schwerpunkt unserer Arbeit besteht in der psycho-onkologischen Betreuung. Diese gestaltet sich individuell nach den Bedürfnissen und Zielen des Patienten. Strategien zum Umgang mit der Erkrankung und bestehenden Ängsten, Verbesserung der Selbstaufmerksamkeit, Selbstfürsorge, Achtsamkeit und verbessertes Stressmanagement stehen dabei im Vordergrund. Neben Einzelgesprächen werden Gruppengespräche, Simonton-Visualisierungsübungen, Ausdrucksmalen, Kunsttherapie und Tanztherapie angeboten. Zur Besserung des Fatigue-Syndroms führen wir ein spezielles Training zur Förderung von Konzentration- und Koordination durch (Brain-Gym). Verschiedene Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen (PMR), Tai Chi, Yoga, Autogenes Training und Atemtherapie nach Middendorf werden angeboten. Die Frage nach Sein und Sinn kann ein entscheidender Teil der Therapie werden. Im Rahmen unseres „freien spirituellen“ Angebotes kann z.B. an verschiedenen Meditationen, sakralem Tanz und Mantrensingen teilgenommen werden. Unser spirituelles Angebot ist nicht konfessionsgebunden und steht auf freiwilliger Basis zur Verfügung. Auch besteht ein Angebot zu kreativer Arbeit (z.B. Mandala gestalten, Töpfern, Seidenmalerei). Wir beraten und unterstützen Sie in sozialmedizinischen Fragestellungen wie z.B. berufliche Wiedereingliederung, Informationen zum Schwerbehindertenrecht oder Planung der ambulanten häuslichen Versorgung (Hilfsmittel, Pflege).

In den letzten Jahren haben viele neue Erkenntnisse zur Tumorbiologie nicht nur zu neuen Behandlungsmöglichkeiten geführt, sondern auch zu einer anderen Betrachtungsweise der Tumorerkrankung. Die Tumorerkrankung stellt eine individuelle Erkrankung dar, Behandlungsziel ist daher eine personalisierte Medizin. Die Behandlung erfordert eine hohe Fachkompetenz und interdisziplinäre Zusammenarbeit, um eine erfolgreiche Therapie durchzuführen. Von großer Bedeutung ist die Lebensweise des Patienten, die Einfluss auf den Verlauf einer Tumorerkrankung und deren Prävention hat. Wir gehen davon aus, dass durch Verbesserung der Lebensqualität auch die körpereigenen Abwehrkräfte gestärkt werden.

Die Stärkung eigener Ressourcen gemäß dem salutogenetischem Gedanken (Lehre von der Gesundheit) ist daher ein Hauptziel unsere Arbeit.