Erektile Dysfunktion

Erektile Dysfunktion

Was ist eine Erektile Dysfunktion?

Erektile Dysfunktion (ED) ist eine Sexualstörung, bei der ein Mann in der überwiegenden Zahl der Fälle keine Erektion bekommen oder aufrechterhalten kann, die für einen Geschlechtsverkehr ausreicht. Sein Penis wird nicht hart genug oder erschlafft vorzeitig. Diese Probleme bestehen über einen längeren Zeitraum.

Mit dem Alter wird die erektile Dysfunktion häufiger. Unter den 40- bis 49-Jährigen ist knapp jeder zehnte Mann betroffen, unter den 60- bis 69-Jährigen bereits jeder Dritte.

In der Mehrzahl der Fälle stecken körperliche Ursachen hinter Erektionsstörungen. Rein psychische Auslöser kommen vor allem bei jüngeren Männern vor. Bei onkologischen Patienten tritt eine erektile Dysfunktion z. B. nach Operation eines Prostatakarzinoms durch eine Nervenirritation oder Nervenschädigung oder unter der antihormonellen Therapie des Prostatakarzinoms (s. Patienteninformation Prostatakarzinom) auf. Auch die Behandlung eines Blasenkarzinoms(s. Patienteninformation Blasenkrebs) kann mit Erektions – oder Potenzstörungen einhergehen. Bestrahlungen oder Operationen im Beckenraum (z. B. bei Rektumkarzinom (s. Patienteninformation Darmkrebs) oder am Rückenmark wegen anderer Tumoren kommen ebenfalls als Ursache infrage).

Weiterführende, gut verständliche Information finden Sie auch im Internet, z. B. unter www.impotenz-selbsthilfe.de.

Im Rahmen eines stationären Aufenthaltes in der Abteilung Onkologie der Habichtswaldklinik, z. B. als Anschlussheilbehandlung, Rehabilitation oder stationäre Weiterbehandlung, sowie als palliativ stationäre Therapie (siehe „Rehabilitation und Anschlussheilbehandlung“) bieten wir Gespräche über Sexualstörungen an – ob im ärztlichen Gespräch oder im Rahmen der psychoonkologischen Therapie.

Auch bei onkologischen Patienten ist es wichtig, an andere Ursachen für eine erektile Dysfunktion zu denken und diese zu behandeln wie z. B. Medikamentennebenwirkungen oder Durchblutungsstörungen durch langjährigen Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Fettstoffwechselstörungen, aber auch Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung. Denn wie sicher erforscht ist, spielt die ausreichende Sauerstoffversorgung der Penisgefäße eine große Rolle bei der Aufrechterhaltung der Erektion (vermittelt durch Enzyme wie die Stickstoff-Monooxid-Synthetase der Gefäßinnenhaut).

Auch eine zunächst körperlich verursachte erektile Dysfunktion kann im Verlauf zu deutlichen psychischen Problemen führen. Viele Männer mit erektiler Dysfunktion fühlen sich als Versager („kein richtiger Mann mehr“, „Schlappschwanz“). Sie sind zutiefst verunsichert, was Auswirkungen auf Partnerschaft, soziale Kontakte oder Arbeitsfähigkeit hat. Hier kann ein offenes Gespräch oder eine therapeutische Begleitung, wenn gewünscht auch mit der Partnerin, sehr hilfreich sein.

Im Gespräch mit dem Arzt können Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Für den einen Patienten können dies Medikamente sein wie PDE5-Hemmer wie Sildenafil = z. B.Viagra® oder Generika, Tadalafil=Cialis®, Vardanafil=Levitra® oder Avanafil=Spetra®, die in ansteigender Dosierung verordnet werden können. Sie verbessern in ca. 30–60 Minuten die Dauer und Stärke einer Erektion, vorausgesetzt es liegt eine sexuelle Stimulation vor. Zudem muss für die Wirkung die für eine Erektion erforderliche Nervenversorgung intakt sein, das heißt bei einer radikalen Entfernung der Prostata mit kompletter Entfernung der Nerven ist diese Therapie wirkungslos. Bei nervenerhaltender oder nervenschonender Prostataentfernung können diese Medikamente nach der Operation vorbeugend verschrieben werden, womit ein Um- und Abbau des Schwellkörpergewebes des Penis verhindert werden soll und eine Erektionsfähigkeit erhalten werden soll.

Unabhängig von den Nervenbahnen wirkt die sogenannte SKAT Therapie, wo Medikamente (Prostaglandine wie Alprostadil= Viridal® oder Caverject®) direkt mit einer hauchdünnen Nadel schmerzlos in die Schwellkörper gespritzt werden oder als MUSE® , wo Alprostadil als „Mini-Zäpfchen“ über einen Applikator in die Harnröhre eingeführt wird. Auch hier wird eine Wartezeit von ca. 10 Minuten benötigt, um eine Erektion zu erreichen. Alle diese Behandlungen sollten vom Arzt verordnet werden und auch mit der Partnerin offen besprochen werden. Eine Kostenübernahme dieser medikamentösen Therapien durch die Krankenkassen oder die Beihilfe ist seit einer Gesetzes-Änderung im Jahr 2004 fast nicht mehr möglich. Selbstbestellungen über Internet können aber sehr gefährlich sein, da oft Fälschungen oder verunreinigte Präparate verkauft werden, auch ist die Dosierung nicht überwacht. 

Bei ärztlicher Verordnung werden die Kosten einer Vakuumpumpe oder eines Penisimplantates als alternative Verfahren von den Kassen übernommen. Eine Vakuumpumpe ist ein nebenwirkungsarmes, sicheres Verfahren. Hierbei wird der Penis in einen durchsichtigen Plastikzylinder gesteckt und mittels einer kleinen Pumpe ein Unterdruck erzeugt, der zum Bluteinfluss in die Schwellkörper führt. Um die erreichte Erektion zu halten, wird dann ein Penisring (Stauring) übergestreift, der nach spätestens 30 Minuten entfernt werden muss. Das etwas umständliche Verfahren wird meist nur von Paaren akzeptiert, die sich lange kennen. Die operative Einpflanzung eines Penisimplantates ist immer die letzte zu überlegende Maßnahme, da hierdurch die Schwellkörper zerstört werden. Ca. 90 % der so behandelten Männer geben aber an, mit dieser Methode gut zu Recht zu kommen und damit zufrieden zu sein.

In der Habichtswaldklinik erfahren unsere Patienten über die ärztlichen und psychotherapeutischen Gespräche hinaus z. B. durch physiotherapeutische Maßnahmen wie Beckenbodengymnastik eine Verbesserung der Problematik. Da die Ernährung ebenfalls einen gewissen Einfluss auf die Erektionsfähigkeit zu haben scheint, etwa über die Aminosäure L-Arginin, ist uns eine ausgewogene Ernährung ein wichtiges Thema. Hierzu werden Vorträge und auch individuelle Ernährungsberatung angeboten.