Brustkrebs – was bedeutet das für mich?

Das Mammakarzinom ist der häufigste maligne Tumor der Frau. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwa 64 Jahren. Durch das Mammographie-Screening wird die tumorspezifische Mortalität gesenkt. Die Prognose der Patientinnen wird vor allem vom Stadium und von der Biologie der Erkrankung bestimmt. Heute erkrankt jede 8.-10. Frau an einem Mammakarzinom. 25 % aller Mammakarzinome sind durch eine genetische Veranlagung bedingt, ca. 5–10 % durch eine Mutation BRCA1,  BRCA 2 u. a. 

Der Therapieanspruch ist kurativ im lokal begrenzten, im lokal fortgeschrittenen und im lokal rezidivierten Stadium. Die Therapie ist in diesen Krankheitsstadien multimodal. Neben der Operation umfasst sie die Bestrahlung sowie die medikamentöse Therapie mit Einsatz von antihormonell, zytostatisch, gezielt und osteoprotektiv wirksamen Arzneimitteln. Im metastasierten Stadium ist der Therapieanspruch palliativ mit dem Ziel der Linderung von Symptomen und Verlängerung der Überlebenszeit. 

In Deutschland wird die Zahl der Neuerkrankungen für das Jahr 2014 auf 75.200 geschätzt.  Das Mammakarzinom macht 31,3% aller Krebserkrankungen bei Frauen aus, mit einem mittleren Erkrankungsalter von 64 Jahren. Insgesamt liegt die Lebenszeitwahrscheinlichkeit, an einem Mammakarzinom zur erkranken, für im Jahre 2008 in Deutschland geborene Mädchen bei 9 %.

Wie kaum ein anderer Tumor führt das Mammakarzinom zu starken Eingriffen in die körperliche, seelische und geistige Integrität der betroffenen Frauen. Das Gefühl der Unverwundbarkeit und unerschütterlichen Gesundheit wird durch die Diagnose aufs Tiefste erschüttert. Die mit äußerlich sichtbaren Veränderungen einhergehende Operation erzeugt oft das Gefühl, nicht mehr attraktiv zu sein und sich nicht mehr als vollständige Frau fühlen zu können. Die betroffene Frau, die meist aus voller Vitalität zur Patientin geworden ist, bedarf einer intensiven Unterstützung in der Verarbeitung der Diagnose. Jede Frau hat das Recht, sich verschiedene Meinungen einzuholen, um zu entscheiden, welche Therapie sie wählt.  

Viele Patientinnen leiden an einem Fatigue-Syndrom (Chron. Erschöpfungssyndrom)  und sind in ihrem Befinden erheblich beeinträchtigt. Aus diesen Gründen ist eine Anschlussheilbehandlung/Rehabilitation nach der primären Behandlung zu empfehlen. Ziele sind:  

  • Gezielte Behandlung von Funktionsstörungen (z.B. Schmerzen und/oder Bewegungseinschränkungen nach Operation, Lymphödem, Nebenwirkungen medikamentöser Therapien oder Strahlentherapie) 
  • Wiederherstellung der psychischen und physischen Leistungsfähigkeit  
  • Wiedereingliederung in Familie, Gesellschaft und Berufsleben 

Eine spätere stationäre Rehabilitation kann erneut erforderlich werden, wenn Beeinträchtigungen vorliegen, die sich ambulant nicht bessern. Ein Aufenthalt in unserer Klinik kann ebenfalls angezeigt sein, wenn medizinischer Beratungsbedarf bzgl. therapeutischer Entscheidungen besteht. Dies kann im stationären Rahmen erfolgen. Bei fortgeschrittener Erkrankung kann eine palliative Therapie durchgeführt werden. Hier erfolgt eine kompetente medizinische und pflegerische Betreuung.  Gemäß unserem Leitbild einer ganzheitlichen Betrachtungsweise finden wir gemeinsam mit Ihnen einen Behandlungsweg.  

Komplementäre Therapien können indikationsbezogen zum Einsatz kommen (z.B.  Naturheilkundliche Behandlungen wie Phytotherapie, Orthomolekulare Medizin, Enzyme, immunstimulierende Behandlungen, Aromatherapie, Akupunktur). Therapienebenwirkungen können durch begleitende, unterstützende Therapien gemindert werden. Gerade der Wunsch nach naturheilkundlicher Behandlung kann auch verunsichern, da es viele Vorschläge und Betrachtungsweisen zur Behandlung gibt. Das Angebot „Alternativer“ Therapien ist unendlich groß und die Patient*innen oftmals überfordert, die Wirkweise zu überblicken. Hier beraten wir Sie seriös über Möglichkeiten und Grenzen dieser Verfahren.  

Besondere Bedeutung bei Brustkrebs kommt der Vitamin-D-Versorgung zu. Studien konnten den Nutzen zur Sekundärprävention belegen. Auch kann einer Osteoporose, die aufgrund einer antihormonellen Therapie gefördert wird, entgegengewirkt werden.  

Unsere Therapiekonzepte sind individuell gestaltet. Sie zielen nicht nur auf die direkte Zerstörung von Tumorzellen ab, sondern stärken die körpereigenen Kräfte und fördern Gesundung (Salutogenese).  

Es kommen aus dem Bereich der Krankengymnastik konditionsbildende- und  muskelkräftigende Trainingstherapien zum Einsatz. Sport und Bewegung mit einem ausgewogenen Trainingsprogramm können zur Besserung des Fatigue-Syndroms beitragen und einer Osteoporose entgegenwirken. Studien belegen, dass Sport und Bewegung ein Krankheitsrezidiv-Risiko vermindern kann. Einen Schwerpunkt stellt die spezielle Krankengymnastik für Halswirbelsäule, Schulter und Arm dar. Aus dem Bereich der Physiotherapie/Massage können neben klassischen Verfahren auch.  

Reflexzonenbehandlungen (Fußreflexzonenmassage, Akkupunktmassage) zur Funktionsverbesserung verordnet werden. Zur Verbesserung eines Lymphödems kommen neben Lymphdrainage auch spezielle Techniken des Lymphtapings zum Einsatz.  Polyneuropathische Beschwerden nach einer Chemotherapie können mit speziellem ergotherapeutischen Sensibilitätstraining und Iontophorese mit Vitamin B gebessert werden.  Anwendungen wie Bewegungsbäder in der angegliederten Kurhessentherme oder Kneipp Therapien und Stoffwechselaktivierende Wasseranwendungen verbessern die Regulation und kommen daher mit Erfolg zum Einsatz. 

Ernährungstherapie und Ernährungspsychologie spielen gerade bei hormonabhängigen Tumoren eine wichtige Rolle. Ernährungsgewohnheiten können den Verlauf einer Erkrankung günstig beeinflussen. Daher stehen uns unterschiedliche Kostformen zur Verfügung, um eine auf Ihren Stoffwechsel abgestimmte Ernährung durchzuführen. Sie erfahren ausführliche Beratung in persönlichen Gesprächen und Vorträgen. 

Ein Schwerpunkt unserer Arbeit besteht in der psychoonkologische Betreuung. Diese gestaltet sich individuell nach den Bedürfnissen und Zielen der/des Patienten. Strategien zum Umgang mit der Erkrankung und bestehenden Ängsten, Verbesserung der Selbst-Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und verbessertes Stressmanagement stehen dabei im Vordergrund. Neben Einzelgesprächen werden Gruppengespräche, Simonton-Visualisierungsübungen, Ausdrucksmalen und Kunsttherapie sowie Tanztherapie angeboten.  Zur Besserung des Fatigue-Syndroms führen wir ein spezielles Training zur Förderung von  Konzentration- und Koordination durch (Mentale Fitness). Verschiedene  

Entspannungsverfahren wie progressive Muskelentspannung nach Jacobsen (PMR), Tai-Chi, und Yoga werden angeboten. Bei hormonentzugsbedingten Beschwerden  (Hitzegefühl/Schweißausbrüche) wird auch ein spezielles Imaginationstraining durchgeführt. 

Viele Frauen erleben die Brustkrebserkrankung und deren Folgen als gravierende Veränderung ihrer Weiblichkeit. Das Körpergefühl verändert sich, die antihormonelle Therapie kann zu Verminderung der Libido führen und trockene Schleimhäute im Genitalbereich können den Geschlechtsverkehr beeinträchtigen. Sexualität ist in unserer Gesellschaft oftmals ein tabuisiertes Thema, sodass den Patientinnen der Mut fehlt, Beratung und Hilfe einzufordern. Ärztliche und psychoonkologische Unterstützung kann dazu beitragen, Vertrauen in den eigenen Körper wiederzuerlangen. Ängste können abgebaut werden, sodass wieder Lust am eigenen Körper empfunden wird und das eigene sexuelle Erleben neu erfahren wird. Krankheitsverarbeitung und Therapieakzeptanz stellen die Grundlage dar, eigene Ressourcen zu optimieren und fördern einen „gesunden“ Lebensstil. 

Gerade das Zusammenwirken vieler Behandlungsmöglichkeiten unter ganzheitlicher Betrachtungsweise ermöglicht eine langfristige Stabilität und damit auch einen nachhaltigen Therapieerfolg.  

Die Frage nach Sein und Sinn kann ein entscheidender Teil der Therapie werden. Im Rahmen unseres „freien spirituellen“ Angebotes kann z. B. an verschiedenen Meditationen, sakralem Tanz und Mantren-Singen teilgenommen werden. Unser spirituelles Angebot ist nicht konfessionsgebunden und steht auf freiwilliger Basis zur Verfügung. Auch besteht ein Angebot kreativer Arbeit (z. B. Mandala gestalten, Töpfern, Seidenmalerei).  

Wir beraten und unterstützen sie in sozialmedizinischen Fragestellungen, wie z. B.  Berufliche Wiedereingliederung, Informationen zum Schwerbehindertenrecht oder Planung der ambulanten häuslichen Versorgung (Hilfsmittel, Pflege).  

In den letzten Jahren haben viele neue Erkenntnisse zur Tumorbiologie nicht nur zu neuen Behandlungsmöglichkeiten geführt, sondern auch zu einer anderen Betrachtungsweise der Tumorerkrankung. Die Tumorerkrankung stellt eine individuelle Erkrankung dar, Behandlungsziel ist daher eine personalisierte Medizin. Die Behandlung erfordert eine  hohe Fachkompetenz und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Von großer Bedeutung ist auch die Lebensweise der Patientin, die Einfluss auf den Verlauf einer Tumorerkrankung und deren Prävention hat.  

Die Stärkung eigener Ressourcen gemäß dem salutogenetischen Gedanken (Lehre von der Gesundheit) ist daher ein Hauptziel unserer Arbeit.

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Mammakarzinom (Brustkrebs) verstehen: Ursachen und Risikofaktoren

Brustkrebs oder Mammakarzinom ist eine maligne Erkrankung, die aus abnormen Zellen im Brustgewebe resultiert. Obwohl hauptsächlich bei Frauen diagnostiziert, kann es auch Männer betreffen. Die regelmäßige Selbstuntersuchung und Screenings sind entscheidend für eine frühe Erkennung und Behandlung. Therapeutische Maßnahmen sind erforderlich, um den Tumor zu entfernen und eine Ausbreitung zu verhindern. Frühe Diagnosen haben gute Heilungsaussichten.

Risikofaktoren

  • genetische Veranlagung 
  • hormonell: frühe Menarche, späte Menopause, späte oder keine Schwangerschaft, Übergewicht auch nach der Menopause, Hormonersatztherapie,  
  • toxisch: nach Strahlentherapie im Brustbereich 
  • hoher Alkoholkonsum 

Prävention

  • Selbstuntersuchung monatlich 
  • Mammographie-Screening ist für die 50-bis 70-jährige Frau in Deutschland flächendeckend zweijährlich etabliert 
  • Übergewicht und postmenopausale Gewichtszunahme vermeiden 
  • regelmäßige körperliche Bewegung
  • nicht rauchen 
  • Verzicht auf exzessiven Alkoholkonsum 

Symptome und Beschwerden

Keine klinisch relevanten Frühsymptome. Sicht- oder tastbare Veränderungen der Brust wie eingezogene Mamille oder Veränderungen der Haut sind Symptome einer fortgeschrittenen Erkrankung. 

  • Tastbarer Knoten, Hautveränderung oberhalb des Tumors einschl. der sog. Orangenhaut  (peau d‘orange), 
  • Sekretion oder Blutung aus der Mamille auf der betroffenen Seite 
  • Gewichtsabnahme und Leistungsminderung im Verlauf 
  • Lokale Lymphknotenschwellung, z.B. in der Achsel 

Diagnostik

  • Manuelle Untersuchung der Brust (Palpation) 
  • Mammografie 
  • Ultraschall beider Brustdrüsen und Achsel  
  • MRT mit Kontrastmittelgabe bei speziellen Fragestellungen 
  • gezielte Probegewinnung mittels Stanz- oder Vakuumbiopsie 
  • Ausbreitungsdiagnostik: Skelettszintigraphie, Ultraschall und CT vom Bauch, CT Thorax, MRT Schädel 

Therapie

  • operative Therapie (von Tumorentfernung bis zu Abnahme der Brustdrüse mit Lymphknotenentfernung) 
  • Strahlentherapie  
  • postoperative (adjuvante) Systemtherapie mit dem Ziel der Vernichtung von Mikrometastasen 
  • Entscheidend für die individuelle Therapieentscheidung sind der Hormonstatus (Estrogenrezeptor, Progesteronrezeptor) sowie weitere Parameter (HER2, Ki67, G sowie der Nachweis genetischer Mutationen)
  • adjuvante Chemotherapie und Antikörpertherapie 
  • adjuvante endokrine Therapie mit unterschiedlichen Therapieansätzen in der Prämenopause und Postmenopause
  • Bisphosphonate verbessern das metastasenfreie und Gesamtüberleben in der Postmenopause

Nachsorge: 

  • psychische Rehabilitation 
  • Diagnose und Behandlung von Nebenwirkungen der Therapie 
  • Frühdiagnose potenziell kurable lokale Rezidive oder Zweitkarzinome 
  • monatliche Selbstuntersuchung 
  • 3-monatige ärztliche Vorstellung im 1.-3. Jahr; 6-monatige ärztliche Vorstellung im 4.-5.  Jahr, danach jährlich 
  • halb-bis jährliche Ultraschalluntersuchung 
  • jährlich Mammographie